Pellets aus der Wedemark

Presse: Stroh wird zu Pellets für Meerschweinchen und Co.

Wedemärker Landwirte sind auf Produktion für Tiermarkt spezialisiert

WEDEMARK (CHA). Die Wedemärker Landwirte Ricarda Plinke und Christian Renders haben sich auf die Produktion von Heu- und Strohpellets spezialisiert. Seit 2022 verarbeiten sie Gras-und Stroh, das sie mithilfe einer Presse zu acht bis 16 Millimeter dicken Pellets verarbeiten. Da es in der ganzen Bundesrepublik nur sieben Pressen der geforderten Leistungsklasse gibt, muss die Maschine Wochen im Voraus gebucht werden. Bis dahin muss das Getreide erfolgreich geerntet sein, um über die passende Menge Stroh zu verfügen. Plinke (32) und Renders (38) konnten die Spezialpresse am vergangenen Sonnabend bekommen. Die Maschine kam schon am Freitag zu den Landwirten nach Bissendorf. Für den Transport als Anhänger an einem Traktor muss der Lohnunternehmer nämlich rund drei bis vier Stunden Anfahrt einrechnen.

Am Sonnabend um 10.30 Uhr startete das vierköpfige Team mit dem Pelletieren an Ostrand von Bissendorf. Dabei kam nicht allein das Stroh unter Druck, sondern auch die Mitarbeitenden. Temperatur und Trockenheit sind entscheidend- man muss beides im Blick haben. Denn bei dem Zusammenpressen des zermahlenen Strohs entwickeln sich in den sogenannten Organen der Pelletierpresse hohe Temperaturen, Daher muss die Anlage vor Überhitzung geschützt werden. Nicht einfach bei einer sommerlichen Lufttemperatur von 30 Grad Celsius. Außerdem darf die Presse keinesfalls nass werden, also keinen Regenschauer abbekommen. Sonst könnten sich in den heißen Maschienenteilen Risse im Metall bilden. Mit anderen Worten: Die Witterung muss passen. Auch die fertig gepressten Pellets sind empfindlich und müssen trocken gelagert werden.

Denn sie verfügen über eine besondere Eigenschaft: Durch das Aufspalten des hohlen Getreidestängels und das anschließende Zusammenpressen können Pellets rund viermal mehr Flüssigkeit aufsaugen als schlichte Strohhalme. Deshalb sind sie als Einstreu, bei Tierhaltenden von Kuh, Pferd oder Schwein, gefragt. Wer Hamster, oder andere Kleintiere halt, schätzt das Pelleteinstreu ebenfalls. Das saugt mehr Urin auf als normales Stroh. Außerdem binden Pellets den typischen Ammoniakgeruch erfolgreicher. Im Stall riecht es nicht so stark. Weil das gepresste Strohmehl zudem kaum staubt, ist es lungenfreundlicher.

Zurück zum Bissendorfer Acker, auf dem die Pelletierpresse steht Einer legt das Stroh auf das Zuführband, mit dem die Halme in die Presse transportiert werden. Einer beaufsichtigt die Presse. Die Pellets haben dann eine Temperatur von rund 90 Grad Celsius, wenn sie nach dem Pressen in den Vorratsbunker fallen. Der fasst rund fünf Tonnen. Eine leistungsfähige Belüftung kühlt die Pellets dort herunter. In dem Fall erfahren die Pellets mehr Service, als die landwirtschaftlichen Mitarbeitenden. Die müssen die hohen Lufttemperaturen am Sonnabend „abkönnen“ und besonders viel trinken.

Schließlich werden die losen Pellets, auch Schüttgut genannt, auf einem Förderband in Anhänger oder in große Kunststoffsacke umgeladen. Natürlich muss auch dieser Arbeitsschritt im Trockenen stattfinden. Ricarda Plinke und Christian Renders hatten sorgfältig vorgearbeitet und sie hatten Glück Sie konnten 250 Quaderballen à 200 bis 240 Kilogramm verarbeiten. An so einem Einsatztag müssen Familienmitglieder mit anpacken, anstatt Fußball zu n schauen. Auch die Pelletierpresse arbeitete bilderbuchmäßig. Um 23.30 Uhr waren wir fertig mit  pelletieren“, berichtet Christian Renders. Die angekündigten Gewitterzellen waren da bereits an Bissendorfs Ortsrand herangezogen. Aber alles, was gegenüber Feuchtigkeit empfindlich war, stand sicher unter Dach. Bis 2 Uhr am Sonntagmorgen dauerten die weiteren Arbeitsschritte, um das Projekt Stroh pelletieren“ abzuschließen. Auf dem Feld, auf dem tags zuvor 13 Stunden lang pelletiert wurde, tobte da bereits ein Unwetter mit Blitzen, Donner und rund 60 Milliliter Niederschlag pro Quadratmeter Um 4 Uhr folgte die nächste Unwetterwelle, aber da lagen schon alle im Schlaf. Erschöpft, zufrieden, erfolgreich, Fehlt Stroh oder ist es zu feucht, kommt die Maschine nicht oder fällt während der Verarbeitung aus, dann ist eine mehrmonatige Vorarbeit umsonst und die Stimmung entsprechend niedergedrückt. Wir müssen auf wechselnde Anforderungen schnell und professionell reagieren“, schildert Ricarda Plinke ihren naturnahen Beruf als Landwirtin. Ihr Arbeitstag war aufregend, ganz ohne Fußball. Mit Geschäftspartner Christian Renders konnte sie die Verarbeitung erfolgreich abschließen. Das Lager des Duos ist wieder gut gefüllt. Viel Arbeit gehabt – und auch Glück mit den Faktoren, die man nicht oder schwer beeinflussen kann.

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